Sprechen


Kindersprache
Phonetisch-phonologische Störungen – Lautfehlbildungen bedeuten, dass Kinder einen oder mehrere Laute oder Lautverbindungen noch nicht richtig bilden können, auslassen, ersetzen oder umstellen. Auch die Behandlung des Sigmatismus interdentalis (Lispeln) oder Schetismus lateralis fällt in diesen Bereich.

Häufig liegt eine myofunktionelle Störung oder orofaziale Dysfunktion zugrunde. Hier ist der Muskeltonus im orofazialen Bereich das heißt im Bereich von Lippen, Wange Zunge vermindert, so dass das Kind häufig keinen Mundschluss hat, die Zunge zu locker am Mundboden liegt und es häufig zur Bildung von Speichelseen oder Speichelfluss und der damit verbundenen „feuchten Aussprache“ kommt. Auch das Schluckmuster ist dann in der Regel mit einem nicht physiologischen Zungenvorstoß verbunden. Dies muss dann spätestens im Jugendlichenalter behandelt werden, wenn es zu einer Verordnung einer Zahnspange kommt. Hier würde der perseverierende Zungendruck gegen die Schneidezähne beim Schlucken immer wieder zu einem Verschieben der Zahnstellung führen.

Stottern
Unter Stottern versteht man eine Redeflussstörung mit unterschiedlicher Ausprägung von leichten Sprechunflüssigkeiten bis hin zu starken Blockaden mit Begleitsymptomatik.

Sprachentwicklungsbedingte Sprechunflüssigkeiten weisen achtzig Prozent der Kinder im Alter zwischen dem dritten bis sechsten Lebensjahr auf. In der Regel verschwinden die Symptome mit dem Fortschreiten der Sprachentwicklung wieder. Bei einigen Kindern entwickelt sich jedoch im Laufe des Erwachsenwerdens ein chronisches Stottern, welches auch vererbliche Ursachen haben kann. (genetische Disposition). Die Entstehungsursachen können aber häufig nicht festgestellt werden.

Die Schwerpunkte der Therapie liegen in der Identifikation der Stottersymptome, dem Abbau der Sekundärsymptomatiken  (Begleiterscheinungen, die der Stotternde als vermeintliche Hilfen entwickelt hat, um sich aus der eigentlichen Blockade zu lösen) der Desensibilisierungsphase (Angstabbau vor Stottersymptomen) und der Modifikationsphase (Erlernen von Sprechtechniken).

In den Therapiestunden werden In-Vivo-Übungen durchgeführt, in denen sich der Stotternde sowohl mit seinem eigenen Stottern als auch mit den erlernten Sprechtechniken im Alltag ausprobieren kann, um das Erlernte in den Alltag zu übernehmen. (Transfer)

In der Behandlung stehen unseren Therapeuten verschiedene Methoden und Ansätze zur Verfügung, die individuell auf den Patienten abgestimmt erlernt werden können.

Als Poltern bezeichnet man eine überhastete Sprechweise, bei der der Sprachrhythmus verloren geht, die Silbenstruktur unserer Sprache verschwimmt, Laute oder ganze Silben verschluckt werden und die Artikulation verwaschen und unsauber klingt. Auch hier kann es unterschiedliche Ausprägungen geben. Es kann sich um nur peripher auftretende Abschnitte handeln, in denen der Sprechablauf gestört ist, oder um eine durchgehend überhöhte Sprechgeschwindigkeit.

Ursachen hierfür können somatisch, psychogen oder habituell sein. In der Therapie werden die aus dem Rhythmus geratenen Elemente wieder einem physiologischen Sprechablauf angeglichen.

Sprechapraxie

Eine Sprechapraxie ist, wie die Dysarthrie, eine neurologische Sprechstörung, bei der jedoch die Planung und nicht die Ausführung des Sprechvorganges betroffen ist. Sie kann isoliert, aber auch in Kombination sowohl mit einer Dysarthrie und oder einer Aphasie auftreten. Typische Symptome einer Sprechapraxie sind artikulatorische Suchbewegungen vor dem Sprechen eines Lautes oder Wortes. Teilweise werden viele Versuche benötigt, um das Wort auszusprechen oder es gelingt gar nicht. Manchmal gelingt es dem Betroffenen aber auch sofort. Zeitweise ist sogar fehlerfreies Sprechen möglich, welches man als  Inseln störungsfreien Sprechens bezeichnet. Betroffene mit einer isolierten Sprechapraxie haben häufig ein starkes Störungsbewusstsein, sodass sie sich meist selbst korrigieren, oft aber auch enorm unter ihrer Störung leiden.

In unserer Therapie besprechen wir zum einen mit den Patienten und Angehörigen die Symptome der Sprechstörung sowie die Ziele und überprüfen zum anderen die Art und Ausprägung der Störung bei den am Sprechen beteiligten Komponenten. Denn uns ist es wichtig mit dem Patienten spezifisch an den betroffenen Prozessen mithilfe unterschiedlicher Therapiemethoden und Hilfsmittel zu arbeiten.

Dysarthropneumophonie/ Dysarthrophonie/ Dysarthrie

Eine Dysarthropneumophonie ist eine neurologische Sprechstörung, bei welcher eine Schädigung der Hirnnerven vorliegt. Die Sprechweise, aber nicht der Sprachinhalt, ist durch die Störung der Muskelkoordination beeinträchtigt. Die am Sprechen beteiligten Komponenten Atmung, Formung der Sprachlaute (Artikulation), Stimme und Betonung (Prosodie) können bei der Dysarthropneumophonie auf unterschiedliche Art und  unterschiedlich stark betroffen sein, sodass mehrere Störungstypen klassifiziert werden.  Einige typische Symptome der Dysarthrie sind eine verwaschene oder stark abgehackte Aussprache. Aber auch leises bzw. schnell leiser werdendes Sprechen sowie eine monotone Sprechweise oder unpassende Betonung (Störung der Prosodie) können Anzeichen dieser Art der Sprechstörung sein. Häufig kommt es auch zu verändertem Stimmklang, wie beispielsweise einer rauen, behauchten, heiseren und oder gepressten Stimme. Auch die Atmung kann unter anderem in Form einer verkürzten oder verlängerten Ein- und Ausatmung betroffen sein.  Damit verbunden kann es zu unpassenden Atempausen oder gepresstem Sprechen kommen. Eine Dysarthrophonie kann sowohl isoliert, als auch in Verbindung mit einer Sprachstörung (Aphasie) oder auch einer Sprechapraxie auftreten.